Die Landesregierung hat ein neues Schulmodell, die Realschule plus, aufgelegt. Es wird in den nächsten Jahren umgesetzt. Danach werden die Hauptschulen entweder aufgelöst, an ausgewählten Orten zu selbstständigen Realschulen umgewandelt oder in bestehende Realschulen integriert. Neu ist, dass diese neue Schulart in den 5. und 6. Klassen integriert geführt werden muss. Ab 7. Klassenstufe gibt es zwei getrennte „Züge“ –Hauptschulzug und Realschulzug- . Bei hinreichenden Schülerzahlen, einer optimalen Ausstattung und bei intensiver Zusammenarbeit mit den Betrieben kann eine Oberstufe mit der Möglichkeit zum Absolvieren eines Fachabiturs angeschlossen werden.
Zu kurz gesprungen
Zu kurz gesprungen – so die Auffassung der SPD in Bellheim. Denn die Hauptschule bleibt in der neuen Organisationsform erhalten. Zwar erhalten die Schülerinnen und Schüler im Hauptschulzweig ein eigenes Angebot und können bei einer entsprechenden Qualifikation und Förderung über eine Schulzeitverlängerung die Berufsreife oder den Sekundarstufen-I-Abschluss erreichen. Im Grunde bleiben sie aber weiterhin ausgegrenzt mit weitgehenden gesellschaftlichen Folgen. Die Differenzierung der Schulen setzt sich in der Differenzierung in der Gesellschaft fort. Offenbar erschien der in der Schulpolitik konservativ handelnden Landesregierung nicht mehr erreichbar, weil eine Mehrheit der Bevölkerung noch alten Schulmodellen vertraut.
Eine Schule für alle Kinder
Wir von der Sozialdemokratischen Partei in Bellheim stehen weiterhin zum Beschluss der großen Fraktionen im Gemeinderat und Verbandsgemeinderat. Wir möchten eine Schule für alle Kinder, so wie die Grundschule es seit der Weimarer Republik praktiziert. Unsere Kinder sollen in Bellheim in einer Schule alle Abschlüsse erreichen können: das Vollabitur, den qualifizierten Sekundarschulabschluss „Mittlere Reife“, die Berufsreife und den Abschluss der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Es gibt in ganz Europa noch 17 Länder mit einem viergliedrigen System: Österreich und 16 Bundesländer der BRD.
Statt Abschiebekultur: eine Förderkultur
Die Abschiebekultur der weiterführenden Schulen, ihre Durchlässigkeit von oben nach unten, ihr Selektionsmechanismus ist durch eine intensive individualisierende Förderkultur zu ersetzen. In Verbindung mit einem Ganztagsangebot kann der in Deutschland überaus große Zusammenhang zwischen sozialen Umfeld und schulischer Leistung begrenzt werden.
Entscheidende Rolle der Schulorganisation
Natürlich wissen auch wir, dass die schulische Leistung und emotionale Befindlichkeit eines Kindes von vielen Faktoren abhängig ist: von der Förderkultur der einzelnen Schule, vom pädagogischen Ansatz des Lehrerkollegiums, der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer, den bereit gestellten finanziellen Ressourcen, der Größe der Klasse (auch wenn dies bestritten wird), vom sozialen Umfeld und von der Identifikation der Eltern und Kinder mit „ihrer“ Schule. Die Schulorganisation auf jeder Entscheidungsebene spielt aber auch eine ganz wesentliche Rolle.
Wir ermuntern zur Anmeldung
Gern möchten wir zögernde Eltern ermuntern, durch eine Bereitschaftserklärung für eine Option einer Schule für alle zu stimmen und erst recht -bei einer positiven Entscheidung des Ministeriums zur Errichtung- ihr Kind auch in Bellheim anzumelden. Die Existenz einer Gesamtschule in Bellheim, vielleicht im Oberstufenbereich in Kooperation mit Rülzheim, wäre für die nächsten Jahrzehnte mit rasant sinkenden Schülerzahlen ab dem Jahre 2015 ein Riesenschritt in Rich-tung eines Ortes mit fortschrittlicher schulischer Zukunft.
Kurt Biehler